125 Jahre Vereinsgeschichte
In den 1880er Jahren erreichte die Begeisterung für den Ringkampfsport auch den südbadischen Raum. Namhafte Berufsringer und Modellathleten wie Carl Abs traten in der Region auf und führten mehr und mehr zur Popularität der Schwerathletik in Freiburg. Dies erkannte Friedrich Wagner und rief im Freiburger Tageblatt Nr. 180 zur „Gründung eines Athleten-Clubs auf Donnerstag, den 06.August 1885, abends ab 8 Uhr in die „Brauerei Breger“ ( auch als „Freischütz“ bekannt ) ein. Auf diesen Aufruf hin fanden sich in dem hinteren Lokal in der Bertoldstraße insgesamt 12 Männer zur ersten Zusammenkunft ein. Am 12.August 1885 wurde schließlich der Freiburger Athleten-Club mit 17 Gründungsmitgliedern ins Leben gerufen.
Friedrich Wagner wurde der erste Clubpräsident und trug im Wesentlichen dazu bei, dass die Beginne der Schwerathletik in Freiburg in geordnete und organisierte Bahnen geführt wurden. „Regelmäßige Übungsabende“, die der gesunden und kräftigenden Körperausbildung dienen sollten, fanden in dem damaligen Vereinslokal in der Brauerei Zimmermann in der Herrenstraße in Freiburg statt. Mit einfachsten Mitteln gelang es in der Folge, den Sportbetrieb aufrecht zu erhalten. Aber vermutlich gerade dieser Denkweise ist es zu verdanken, dass in den folgenden Jahrzehnten zahlreiche Erfolge in der Hochburg der Schwerathletik Freiburg zu verzeichnen waren. Logische Konsequenz war die Entstehung weiterer Vereine, welche diesem Abbild folgten.
Nachdem man im Jahr 1886 Mitglied im Deutschen Athleten-Bund geworden war, konnten sich bereits 1887 bei dessen ersten Bundesfest mehrere Vereinsmitglieder durch sportliche Erfolge auszeichnen, was zur Folge hatte, dass der Verein mit der Ausrichtung der zweiten Deutschen Athleten-Bundesfestes beauftragt wurde. Hier wurde die erste Clubfahne eingeweiht, welche – sei es Glück oder Fügung – die anstehenden Weltkriege überdauerte.
Ansehnliche Erfolge durch die Athleten Zapf im Ringen sowie durch die Athleten Wagner und Fischer im Stemmen gaben dem noch jungen Verein weiteren Auftrieb, so dass man bereits nach kurzer Zeit weit über 100 Vereinsmitglieder zählen konnte. Internationales Aufsehen erregte der 1889 in den Verein eingetretene Heinrich Eberle. Nachdem man im Verein dessen Talent erkannt hatte, lobte man nach intensivem Training unter Anleitung der der damaligen Athletenwarte Schulz und Wagner im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung in der Gambrinushalle (ehemals Casinogelände) die in dieser Zeit anschauliche Summe von 50.- DM für denjenigen aus, der sämtliche Kraftübungen des damals erst siebzehn-jährigen Jugendlichen nachmachen könne. Wenige Jahre später verließ der junge Heinrich Eberle, gespickt von Preisen im Ringen und Stemmen, den Verein und wechselte zu den Berufsringern, wo er sich als 1906 den Weltmeistertitel erkämpfte.
Aber weitere Sportler prägten in der Folge das Vereinsleben und mehrten damit den sportlichen Ruhm des Vereins. Beispielsweise Julius Hauser, Hans Allgaier, Jospeh Metzger und Karl Metzger errangen viele ehrenvolle Preise als Aktive und waren bis ins hohe Alter sowohl Vorbilder als auch Stützen des Vereins.
Im Februar 1890 erhielt der Athleten-Club den Namen „Freiburger Athleten-Verein“. Bereits in dieser Zeit gab es wie auch heute immer wieder kleinere oder größere Unstimmigkeiten im Verein. Aus nicht näher übermittelten Gründen verließen im Sommer 1896 mehrere Mitglieder gleichzeitig den Verein und gründeten den Stemm- und Ringerbund Freiburg. Aus ehemaligen Vereinskameraden wurden fortan für viele Jahre Konkurrenten.
Mit die erfolgreichste Abteilung in unserem Verein war mit Beginn des 20. Jahrhunderts die sog. Musterriege, die im März 1896 vom damaligen Athletenwart Kurt Rössler gegründet wurde. Offiziell hieß dieser Mannschaftskampf wegen der verwendeten runden Gewichte, die sich die Athleten auf entsprechendes Kommando zuwarfen und mit denen sie jonglieren mussten, Rundgewichtsriege – lediglich im südbadischen Raum wurde der Begriff Musterriege geprägt. Anfänglich hatten die verwendeten Kugeln ein Gewicht von 30, später dann von 20 Pfund. Neben Einzelwettbewerben erfreuten sich insbesondere die Mannschaftswettbewerbe großem Ansehen. Im wesentlichen kam es darauf an, dass innerhalb der Mannschaft gleichzeitig sowohl Pflicht- als auch Kurübungen zu absolvieren, wofür es entsprechende Punktwertungen vom Kampfgericht gab. Wer jedoch die Kugel fallen ließ, war um sämtliche Siegchancen beraubt und konnte trotz noch so guter Folgeleistungen keine Wiedergutmachung erreichen, wie eine unserer späteren äußerst erfolgreichen Riegen leider schmerzlich am eigenen Leib erfahren musste.
Bereits im Jahr 1888 wurden in Freiburg die ersten Bestrebungen unternommen, einen weiteren Athleten-Club in Freiburg zu etablieren. Nachdem die Gründung des „Athleten-Clubs Germania“ nur wenige Wochen Bestand hatte, so gelang es schließlich doch noch vor der Jahrhundertwende, dass in Freiburg der dritte Stadtverein seine Vereinsgründung feiern konnte. Zur ersten Generalversammlung konnten 27 Personen begrüßt werden, die dem Verein nach einer Abstimmung den Namen „Athletenverein Germania Freiburg-Herdern“ gaben. Schon bald gelang es dank des Engagements des Vorstandes des noch jungen Vereins mit den Stadtvereinen eine gemeinsame Aufführung auf dem Spielplatz des Vereins für Volks- und Jugendspiele zu veranstalten. Programmpunkte waren beispielsweise Stemmen und Ringen in zwei Klassen, Steinstoßen, Weitsprung und Gewichtswerfen, Tempostemmen und Pyramiden sowie ein 150 m-Wettlauf für Zöglinge. Man muss nicht extra darauf hinweisen, dass es sich bei solchen Veranstaltungen um Highlights im Vereinsleben handelte.
Gleichermaßen standen die Athletenfeste im Mittelpunkt des Vereinslebens. Häufig fanden sie unter freiem Himmel statt und waren wahre Volksfeste. Bereits in den frühen Morgenstunden fanden die ersten sportlichen Aktivitäten statt. Oft lockte solch ein Schauspiel, das zum Teil mehrere Hunderte Athleten zum Bestandteil hatte, zahlreiche Zuschauer an, die dem Treiben mit großer Begeisterung folgten. Hauptattraktion und Ehrerbietung gleichermaßen war für die teilnehmenden Vereine der regelmäßige Festumzug. Auch hier gab es für den Verein, der am „schmuckesten“ auftrat einen Ehrenpreis, den sog. Festzugsehrenpreis. Ausschlaggebend hierfür waren beispielsweise Anzahl der mitgeführten Hörner und Blumensträuße sowie das Mitführen einer Vereinsfahne. Ein weiteres gewichtiges Kriterium war die Zahl der am Zug mit marschierenden Vereinsmitglieder, wobei diejenigen im Sportdress nochmals zusätzliche Bewertungen erfuhren.
Der I. Weltkrieg verursachte auch in den Freiburger Athleten- und Kraftsportvereinen verheerende Einschnitte. Über viele Jahre hatte es keine sportlichen Veranstaltungen mehr gegeben und der Übungsbetrieb hatte zum Teil über lange Zeit geruht. Etliche verdiente Sportkameraden waren durch die Wirren des ersten großen Krieges nicht in die Heimat zurückgekehrt, doch trotz dieser schweren Zeiten fand man wieder zusammen, um den Sportbetrieb langsam wieder aufzunehmen. Mit Baptist Deutsch hatte der Verein einmal mehr einen Unterstützer an ihrer Spitze, der sich vorbildlich für den Verein einsetzte. Als Leiter der Freiburger Gaswerke stellte er damals viele Arbeitslose unter der Bedingung ein, sich aktiv im Verein zu betätigen, wie beispielsweise der langjährige Fahnenträger des Vereins Giel. Er war in den Gaswerken als Gaslaternenanzünder beschäftigt und war somit damit beauftragt, morgens und abends die Gaslaternen in den Straßen der Stadt anzuzünden bzw. zu löschen. Die damalige Übungsstätte des Vereins war die Turnhalle des Bertold-Gymnasiums, nur einen kurzen Fußmarsch von den Gaswerken entfernt. So konnte sprichwörtlich jede freie Minute für Übungen genutzt werden. Die eigentlichen Übungsstunden fanden unmittelbar nach Feierabend statt und so erhielt unser Verein auch den Spitznamen „Gaswerk-Club“.
Kurze Zeit nach Ende des I. Weltkrieges schlossen sich die Athletenvereine der Stadt zum sog. „Stadtverband Freiburg“ zusammen, um dem Athletensport wieder neuen Auftrieb zu geben. Auch über die Landesgrenzen hinaus gelang es nun wieder den Anschluss zu gewinnen, so nahm im August 1919 eine Basler Stadtauswahl an Vergleichswettkämpfen in unserer Stadt teil, später auch mit Wien und Gegeneinladungen folgten.
In diesen Zeiten waren Idealismus und Lebensfreude, gepaart von Hingabe an die Athletik und die Kameradschaft, gefragt. Eine Dokumentation hierfür mag der folgende erhalten gebliebene Bericht von Julius Schäfer vom 14. Mai 1920 aus dem Protokollbuch der Germania aus Herdern sein:
„Der Athletenverein Germania Hornberg forderte von uns, im Feder-, Leicht- und Mittelgewicht die besten Ringer und Stemmer zu schicken, um am 08. Mai einen gegenseitigen Wettstreit abzuhalten, um Propaganda ihrer Sporttätigkeit zu machen. Unter folgenden Bedingungen wurden 7 Konkurrenten hin geschickt: Freie Fahrt und Verpflegung. Der Arbeitsverlust wird persönlich geopfert.
Wir fuhren Samstag Nachmittag um 1 Uhr 25 von Freiburg weg nach Elzach. Von Elzach fuhren wir freudig mit einem Zweispänner nach Haslach im Kinzigtal. Kaum waren wir angelangt, kam der Zug schon wieder angefahren und fuhren weiter nach Hornberg. In Hornberg angelangt, wurden wir von Sportskollegen empfangen und mit Trommel und Pfeife durch Hornberg in das Restauration zum Löwen geführt. Hier wurden wir mit einem Vesper gestärkt und dann dem Festlokal zugeführt. Das Fest beginnt mit einem schneidigen Eröffnungsmarsch. Wir traten mit unseren Sportkameraden aus Hornberg an zum Stemmen: Auf beiden Seiten wurde Schönes geleistet. Die Punktezahl wurde in allen drei Klassen zusammengezählt und Freiburg blieb mit 170 gegen 165 Punkten im Stemmen Sieger. Außer Konkurrenz wurden noch höhere Leistungen erzielt unsererseits sowie von den Hornbergern. Hierauf kamen Pyramiden von der Hornberger Damenriege zur Schau, welche vorzüglich klappten. Von unserer Seite wurde ein Schounglierquartett bestehend aus Kollege Schmalz, Weißhaar, Heine und Schäfer vorgeführt, wofür ein geehrter Beifall nach jeder Übung folgte. Hierauf beginnt das Ringen: Jeder Sieg gab zwei Punkte. Das Resultat ging 12:12 Punkte aus und Freiburg trat ebenfalls in kürzerer Zeit zu den Siegen mit 23 zu 30 Minuten als Sieger hervor. Zuletzt wurden die Punkte im Ringen und Stemmen zusammengezählt. Freiburg blieb mit aufrichtigem Kampfe mit 182 zu 177 Punkten Sieger. Hierauf wurde von Kollege Ebner und Heinz Josef ein Boxkampf ausgeführt, wofür das Publikum großes Interesse zeigte. Nach gemütlicher Unterhaltung und Tanz machten wir uns als solide Sportsleute auf den Weg zum Nachtquartier. Sonntag Morgen wurde der Vorschlag gemacht, eine Maientur von Hornberg nach Elzach zu machen. Bald einverstanden tranken wir den Kaffee und Sportskollege Rosenfeld von Hornberg zeigte uns den Weg. Lustig und vergnügt stiegen wir den Berg hinauf bis zum Huberfelsen. Von hier aus immer singend weiter ins Prechtal. Mittags um 12 Uhr kehrten wir in einem Wirtshaus ein und es gab ein richtiges Athletenfutter. Der Heimweg wurde weiter bis nach Elzach fortgesetzt, und wurde durch gemeinsame Lieder und Mundharmonika erleichtert. Um 4 Uhr kamen wir in Freiburg an und besuchten das Vereinslokal. Dieser schöne Wettstreit und Maienausflug wird uns ein immer-währendes freudiges Andenken sein.
Trotz aller Widrigkeiten wurde Geselligkeit seit jeher in den Vereinen gepflegt und war fester Bestandteil sowohl aus sozialer als auch aus finanzieller Sicht. Neben jährlichen Sommer-, Garten- oder Waldfesten und Maitänzchen waren die Fasnachtsveranstaltungen und Weihnachtsfeiern die beliebtesten Vereinsfeste und erfreuten sich großem Andrang. Als möglicher Beweis für den hohen Stellenwert der Vereinsfeierlichkeiten spricht wohl auch der Umstand, dass es bei der Germania in Herdern in 37 von insgesamt 54 Vorstandssitzungen, welche in dem Zeitraum von 1898 bis 1911 stattfanden, es ausschließlich um die geselligen Belange des Vereins ging.
Das zwischenzeitlich stattliche Ansehen des Vereins wurde im Jahr 1934 mit der seitens der Verbandsleitung übertragenen ehrenvollen Aufgabe gekrönt, der im April nach Rom reisenden Ringer-Nationalmannschaft und im darauf folgenden Herbst der nach Genua reisende Gewichtheber-Nationalmannschaft ein entsprechendes Quartier zur Vorbereitung der dort jeweils stattfindenden Europameisterschaften zu bieten. Mit Abschluss des Jahres 1934 fand zusammen, was eigentlich zusammen gehörte. Der im Jahr 1896 aus Mitgliedern des Vereins gegründete Stemm- und Ringbund Freiburg, schloss sich nach der endgültigen Ausräumung noch bestehender Zwistigkeiten dem Verein an, so dass man bereits zu Jahresende eine gemeinsame Weihnachtsfeier abhalten konnte. An dieser Stelle sei der schier unermüdliche Einsatz des damaligen 1. Vorsitzenden des Stemm- und Ringbundes, Reinhard Danzeisen, besonders erwähnt, dessen Fusionsbestrebungen von dem Leitgedanken geprägt waren, dass nur eine große Gemeinschaft auch Großes leisten kann.
Die Machtübernahme des Dritten Reichs schlug sich auch in unserem Verein nieder. Auf Anordnung des Reichssportführers hatte ab April 1934 jeder Verein einen Reichsdietwart zu ernennen, der zwingend Nationalsozialist sein musste. Gleichzeitig wurde die Verfügung erlassen, dass aus der NSDAP ausgeschlossene Parteimitglieder von nun an auch aus den Vereinen auszuschließen waren. Zudem waren die Vereine gegenüber der Parteistelle zur Meldung verpflichtet, sollte ein Parteimitglied aus dem Verein, aus welchen Gründen auch immer, ausgeschlossen worden sein. In einem schleichenden Prozess wurde schließlich vom machthabenden Regime erzwungen, dass jedes Vereinsmitglied gleichzeitig Parteimitglied sein musste, um an Wettkämpfen teilnehmen zu können. In dieser schweren Zeit machte sich einmal mehr Joseph Metzger um den Verein verdient, zumal er gerade aufgrund seiner sportlichen Erfolge überall in Deutschland bekannt war. Ein entscheidender Faktor, um den ein oder anderen Erlass geschickt zu umgehen.
Mit Ausbruch des II. Weltkrieges wurden erneut zahlreiche sowohl aktive als auch passive Mitglieder an die Stätten des großen Weltbrandes gesandt und nur wenige kehrten unversehrt in die Heimat zurück. Der Vereinsbetrieb ging einhergehend mit der Dauer des verheerenden Krieges mehr und mehr zurück bis er gänzlich zum Erliegen kam. Der Bombennacht am 27. November 1944 fiel bis auf die damalige Vereinsfahne das gesamte Vereinsvermögen zum Opfer. Dies war lediglich der glücklichen Fügung zu verdanken, dass der damalige Fahnenträger Josef Giel die Fahne nach einer Beerdigung mit zu sich nach Hause nahm. Seine Wohnung blieb glücklicherweise von den Bomben verschont. Mit der Stadt lag auch der Verein sprichwörtlich in Trümmern, zumal mit Ende des Krieges sämtliche sportliche Aktivitäten durch die Siegermächte unterbunden wurden. Schließlich fand am 18. März 1949 wieder die erste Mitgliederversammlung statt. Nachdem man vorübergehend als eigene Abteilung in dem Allgemeinen Sportverein Freiburg angeschlossen hatte, um so das in der französischen Besatzungszone weiterhin geltenden Kraftsportverbot zu umgehen, trat man sogleich im September 1950 wieder aus machte sich wieder unter dem alten Namen selbstständig. Als Vereinsheim fungierte die Gaststätte Neumeyer und als Trainingsstätte die Turnhalle der Lessingschule. Mit großem Engagement wurden neue Übungsgeräte und rechtzeitig zum 65-jährigen Vereinsleben dank großer Spendenbereitschaft eine neue Ringermatte angeschafft. In dieser Zeit wurde im Feierling-Saal erstmals wieder eine Weihnachtsfeier veranstaltet, die sicherlich auch zur Gemeinschaftlichkeit und entstehenden Lebensfreude beitrug.
Für das sportliche Aufsehen sorgte in dieser Zeit vornehmlich die Rundgewichtsriege unter Riegenführer Josef Sack. Nachdem bereits 1949 in Karlsruhe die 2. Deutsche Meisterschaft in der Neulingsklasse erzielt werden konnte, folgen weitere ansehnliche Erfolge bis man schließlich ambitioniert nach Friesenheim bei Ludwigshafen zur Deutschen Meisterschaften am 16. Juli 1950 reiste. Jedoch beraubte mach sich aufgrund einer unglücklich zu Boden gefallenen Kugel jeglicher Siegchancen und wurde letztlich 3. Deutscher Meister.
Der im Bewusstsein der Favoritenrolle vom damaligen Riegenführers Josef Sack ohne das Wissen der Aktiven vorab auf die Beine gestellte große Bahnhof einschließlich Musikkapelle musste nach diesem Missgeschick ebenso schleunig wie traurig wieder abgeblasen werden.
In der Folge gelang es dem Verein sich gleichermaßen durch sportliche und gesellige Aktivitäten weiter zu etablieren. Vereinsausflüge ins benachbarte Ausland wurden organisiert und die forcierte Jugendarbeit trug erste Früchte. Und gerade als sich die angestrebte Vereinspolitik auch in Zahlen niederzuschlagen schien, führte der vom neuerlich vorherrschenden Wohlstand geprägte gesellschaftliche Wandel zum Absinken des Interesses an der Schwerathletik. Diese rückläufige Bewegung wurde in unserem Verein noch dadurch beschleunigt, dass das Vereinsmitglied Julius Heinrich dem Verein den Rücken kehrte und den Kraftsportverein Freiburg-West gründete, obgleich er großes Ansehen aufgrund seiner Sponsorentätigkeiten genoss. Dank seiner Finanzstärke schlossen sich dem neu gegründeten Verein rasch hunderte Mitglieder an, was sich zwangsläufig bei den anderen Clubs bemerkbar machte.
Einmal mehr galt es zusammenzuführen was zusammengehört, worauf nun auch die Stadt drängte, zumal diese Streuung verstärkt zu Komplikationen bei der Bedarfsdeckung der vorhandenen wenigen Übungs- und Wettkampfstätten führte. Schließlich kam am 5. Oktober 1955 zu einer Mitgliederversammlung der drei Kraftsportvereine ASV 1885 Freiburg, Germania 1898 Freiburg-Herdern und dem KSV Freiburg-West. Nun wurde endgültig der Entschluss der Vereinsvorstände, zukünftig den Weg als gemeinsamer Verein zu bestreiten, bestätigt. Der heutige Name des Vereins, Athletik-Sport-Vereinigung Germania 1885 Freiburg wurde in einer späteren Generalversammlung abschließend umgeändert, nachdem man sich anfänglich noch ASV Germania 1885 Freiburg-West genannt hatte.
Zu dieser Zeit übernahm der spätere Ehrenpräsident Karl Mathis mit einer kurzen Unterbrechung die Geschicke des Vereins. Obgleich es in den darauf folgenden Jahren teilweise merklich stiller um die Athletik-Sport-Vereinigung wurde, so konnten zwischenzeitliche Gedanken über eine mögliche Fusion mit dem AV Freiburg St. Georgen, der neben dem SV Freiburg-Haslach mittlerweile aus sportlicher Sicht in Freiburg der ASV den Rang abgelaufen hatte, doch verworfen und der Verein erfolgreich am Leben erhalten werden.
Die Beständigkeit, allen teilweise auch vereinsinternen Wirren zum Trotz, zahlte sich mit den ausgehenden Siebziger Jahren im Zwanzigsten Jahrhundert doch noch aus und mit eine – nicht nur aus ringerischer Sicht – der erfolgreichsten Epochen unter Karl Mathis als Präsident und Rolf-Dieter Beck als Vereinsvorstand nahm ihren Lauf. Die Rührigkeit und von Kameradschaft geprägte Geschlossenheit des Vereins führte wieder zu überregionalem Ansehen. So weilte 1979 beispielsweise eine kanadische Ringerauswahl aus Saskatchewan in Freiburg und der Verein blühte gerade zu auf. Eine zweite Aktivenmannschaft und eine Damengymnastikabteilung, die Anfänge des sich später mitunter auch daraus entwickelnden Frauenringens, wurden ins Leben gerufen. Vorbildliche Jugendarbeit ging mit den sportlichen Erfolgen der Aktivenmannschaft einher und der Verein situierte sich dauerhaft als Mitglied im Bürgerverein des Stadtteils Freiburg-Mooswald in der ehemaligen Gipserschule, dem heutigen Vereinsheim.
Neben der Etablierung der 1. Mannschaft in der Südbadischen Oberliga gelingen fortan Nachwuchsringern wie Ralph Beck, Manfred Kanzler, Daniel und Stefan Kaiser unter den Jugendleitern Paul Heipel und Georg Schott, spätere Ehrenmitglieder des Vereins, sowie Dank der hervorragenden Arbeit des damaligen Trainergespanns Manfred Hodek, Peter Killius und Heinz Walz auch auf nationaler Ebene ansehnliche Erfolge.
Ralph Beck, der Sohn des damaligen Vereinsvorstandes Rolf-Dieter Beck und zwischenzeitlich selbst Vereinspräsident, erzielte nach seinem Deutschen Meistertitel in der A-Jugend im Juli 1984 in Washington DC/USA in der Klasse bis 87 kg den Weltmeistertitel. Der Verein konnte erstmals einen amtierenden Weltmeister als Vereinsmitglied vorzeigen, dem ehemaligen Vereinsmitglied Heinrich Eberle gelang dieses Kunststück erst, nachdem er vom Verein aus zu den Berufsringern übergewechselt war.
Neben weiteren erfolgreichen „Eigengewächsen“ schlossen sich namhafte und bundesligaerfahrene Athleten unserem Verein an und haben teilweise bis heute in ihm eine Heimat gefunden. Der Aufstieg in die Zweite Ringer-Bundesliga wurde erst im direkten Aufeinandertreffen mit Eiche Sandhofen denkbar knapp verpasst.
Das 100-jährige Vereinsbestehen wurde in aller Pracht in der Mooswaldhalle in Freiburg-Hochdorf gefeiert. Am 18. Mai 1985 erfolgte im Rahmen dieser Feierlichkeiten die Einweihung der neuen Vereinsfahne in der katholischen Kirche St. Martin, ebenfalls in Freiburg-Hochdorf. Zwar war man bis dato ebenso stolz wie glücklich, dass die bisherige Fahne durch eine glückliche Fügung den II. Weltkrieg überdauerte, allerdings waren ihr die Spuren der annähernd 100 Jahren Vereinsgeschichte doch merklich anzusehen. Dank der Initiative und dem Engagement des Vereinsvorstandes und nicht zuletzt Dank der Spendenfreudigkeit der Vereinsmitglieder und weiterer Vereinsfreunde konnte eine neue prachtvolle Vereinsfahne in das Vereinseigentum übergehen.
Der Südbadische Raum wurde in der Folge über viele Jahre durch die ASV Germania 1885 Freiburg geprägt und trug zur Festigung des Vereines bei. Teilweise zählte man über 400 Vereinsmitglieder und für vereinseigene Veranstaltungen musste man beispielsweise in das neue Bürgerhaus im Freiburger Seeparkgelände ausweichen, um dem Andrang gerecht zu werden. Neben zahlreichen Turnieren auf Bezirks- und Verbandsebene konnte sich der Verein auch mehrfach sein Organisationstalent durch die Ausrichtung von nationalen Meisterschaften unter Beweis stellen. Allesamt zeichneten sie sich durch einen reibungsfreien Ablauf gepaart mit ansehnlichen sportlichen Höchstleistungen aus.
Allerdings vermochte auch nicht die Verpflichtung von erfahrenen Trainern wie beispielsweise Valeriu Albu und gestandener Ringer wie beispielsweise Ralf Gramer oder Tadeusz Adamski die sich gegen Ende des 20. Jahrhunderts abzeichnenden Begleiterscheinungen der Schnelllebigkeit im Ringen in Deutschland verhindern, die sich auch zusehends in unserem Verein abzeichnete. Es galt mehr und mehr sportliche Risikobereitschaft mit finanzieller Besonnenheit geschickt in Einklang zu bringen, an deren Verlockung zahlreiche nach außen hin gut situierte und etablierte Vereine scheiterten.
Auf Vereinsebene folgten Auf- und Abstiege zwischen Bezirks- und Südbadischer Oberliga und der Verein erlebte wie so viele Vereine die Höhen und Tiefen, die der Wandel unserer Gesellschaft in eine hochtechnologisierte Wohlstandsgesellschaft mit sich brachte. Das öffentliche Interesse am Ringkampfsport schmälerte sich zusehends, Tendenzen in der obersten nationalen Liga und im Weltverband FILA erwiesen sich als wenig förderlich. Flächendeckend konnten ein Mitgliederschwund in den Vereinen und rückläufige Teilnehmerzahlen der Aktiven bei Ringerturnieren und Meisterschaften verzeichnet werden.
Leider verlor unser Verein in den vergangen Jahren auch viele langjährige und verdiente Vereinsangehörige, wie beispielsweise durch den Tod der kürzlich verstorbenen Ehrenmitglieder Emil Fischer, Werner Lindinger und Paul Heipel. Ihr vergangenes Engagement und ihre langjährige tatkräftige Unterstützung ist nur schwer zu ersetzen, jedoch gebieten gerade in Anbetracht ihrer Verdienste um den Verein, zumindest nichts unversucht zu lassen, um der Negativentwicklung der vergangenen Jahren im Bereich des uns verbliebenen Ringkampfsportes erhobenen Hauptes entgegen zu stehen.